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Familientherapie und Familienberatung

 

 

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Inhalt

Einleitung

1 Geschichtliche Akzente

2. Schulen der Familientherapie

2.1 Die strukturelle-strategische Famlientherapie
2.2 Die psychoanalytisch orientierte Familientherapie
2.3 Die wachstums- erlebnisorientierte Familientherapie
2.4 Neuere Entwicklungen

3. Familientherapeutische Techniken und Ideen

3.1 Die systemischen Fragen
3.2 Die Landkarte
3.4 Die wertschätzende Konnotation
3.5 Das Reframing
3.6 Familienskulptur
3.7 Geschichten, Metaphern, Witze
3.8 Das Reflecting Team
3.9 Schlußintervention.

Autor
Literatur
QUELLE

 

Einleitung

Die FT/FB hat seit den Anfängen der siebziger Jahre in der Bundesrepublik zusehends an Bedeutung und Akzeptanz als anerkanntes Psychotherapie- und Beratungsverfahren gewonnen. Und das, obwohl sie im Vergleich zu anderen eine junge Therapierichtung ist. In der Theorieentwicklung der letzten Jahre wird die Familientherapie zunehmend mit systemischer Therapie- Beratung gleichgesetzt bzw. die systemische Therapie als Weiterentwicklung familientherapeutischer Ideen verstanden und als Ausweitung begriffen.

1 Geschichtliche Akzente

Die Anfänge der Familientherapie sind in den fünfziger Jahren in den USA zu finden. Im besonderen waren es die Forschungsarbeiten zur Schizophrenie, die die Entwicklung familientherapeutischer Ideen vorantrieb. Aber diese Ansätze sind nicht ohne die Entwicklung, die die humanistische Psychologie in den USA einleitete, denkbar. So sind auch Reich, Moreno, Perls, u. Rogers indirekte Wegbereiter der familien-therapeutischen Bewegung.

Eine andere Quelle liegt in der Psychoanalyse. So ist es Sigmund Freud nicht fremd gewesen, daß die Familie ein wesentlicher Unterstützungsfaktor innerhalb der Psychotherapie sein kann (Freud 1917 u. 1937). Ebenfalls sind bei Jung und Adler Ideen zu finden, die später von Familientherapeuten wieder aufgegriffen werden. Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass viele Pioniere der Familientherapie vorher psychoanalytisch tätig waren (z.B. Nathan Ackermann, James Farmo, Iwan Boszormenyi-Nagy, Murray Bowen, Lyman Wynne, Mara Selvini ).

Die familientherapeutische und systemische Theorie ist nicht ohne die Entwicklungen in anderen Wissenschaften denkbar. In der modernen Physik sind besonders Albert Einsteins Relativitätstheorie und Heisenbergs Postulat der Unschärfe Relationen zu nennen. Sie ermöglichten die Entwicklungen eines neuen Paradigmas, indem die Beziehung zwischen den Objekten betrachtet wurde und damit eine neue Sichtweise und Beobachtung von Phänomenen entwickelt wurde. Dieses Wissen um die gegenseitige

Abhängigkeit und das Aufeinanderbezogensein unterschiedlicher Objekte beeinflusste Wissenschaftsgebiete wie die Mathematik, die Kybernetik und vor allem die moderne Biologie. Hier sind die Erkenntnisbiologen Humberto Maturana und Francisco Varela (1984)zu nennen, die mit ihren Arbeiten wesentliche Grundlagen für die systemische Theorie geschaffen haben. Mit ihren Arbeiten über den Konstruktivismus, haben sich Ernst von Glasaersfeld (1995) und Heinz von Förster besondere Verdienste für die systemische Theorientwicklung erworben.
Gregory Bateson hat das therapeutische Gedankengut der Familientherapie zu einem sehr frühen Zeitpunkt durch Überlegungen und Forschungen aus anderen Wissensgebieten bereichert: Kybernetik, Informatik, Semantik und Anthropologie lieferten weitere Ideen zu einer neuen Epistemologie der Familientherapie.

Der Hinweis auf die vielfältigen Ursprünge der Familientherapie soll allerdings nicht die Leistung der Pioniere der ersten Jahre schmälern. Vieles was heute schon gute Tradition für Familientherapeuten ist, hat in den 50 zigern großes Aufsehen erregt und viel Mut gekostet. Sie wagten sich über die Grenzen des Erlaubten hinaus, setzten damit ihr berufliches Ansehen aufs Spiel und bekamen viel Kritik aus der traditionellen psychotherapeutischen Welt. (Satir 1982)

 

2. Schulen der Familientherapie

2.1 Die strukturelle-strategische Famlientherapie

Deren Hauptprotagonisten sind S. Minuchin und J. Haley. Besonderen Wert legt Minuchin auf die Grenzen familiärer Subsysteme und deren Herstellung und Erhaltung sowie auf eine klare Regelung der Hierarchie, bei der die elterliche Verantwortung und Entscheidungskompetenz das System sichert. Die "family map" oder "Beziehungslandkarte" als diagnostisches Instrument zur Hypothesenbildung, der Umgang mit Allianzen und Rollen, das Arbeiten mit und durch Subsysteme, die Arbeit an Grenzen, der Umgang mit Koalitionen und die Triangulation, gehören auch heute noch zu den hilfreichen Techniken und Ideen in der Familientherapie. In den letzten Jahren hat die strukturelle Familientherapie durch ihren eher normativen Ansatz an Bedeutung verloren. Neben Minuchin zählen Haley, H. Aponte, C. Madanes und Andolfi zu den prominenten Vertretern dieser Richtung.

2.2 Die psychoanalytisch orientierte Familientherapie

wurde vor allem durch N. Ackermann, J. Framo, I. Boszormenyi-Nagy,. M. Bowen, L. Wynne und in Deutschland durch Helm Stierlin vertreten. Auch die Mailändergruppe um Mara Selvini-Palazzoli gehören in ihren Anfängen zu dieser Richtung. Besonders bekannte Stichworte dieser Richtung sind die Dynamik von Bindung und Ausstoßung, die Delegationen, der Versöhnungsdialog, die unsichtbaren Loyalitäten zwischen den Generationen und die bezogene Individuation. Zu den Ideen und Techniken gehören die unterschiedlichsten Fragekonzeptionen sowie die Arbeit mit dem Genogramm die sich auch heute in der Famlientherapie und systemischen Therapie wiederfinden. Ferner gebührt der psychoanalytisch orientierten Familientherapie der Verdienst, daß eine Rückbesinnung auf die Person (versus System), also die personenzentrierte Systemtheorie und Praxis, heute wieder mehr Bedeutung gewinnt.

2.3 Die wachstums- erlebnisorientierte Familientherapie

gilt als die dritte große historische Schule. Die Hauptvertreterin dieses Ansatzes ist Virginia Satir. Die Entwicklung und Steigerung von individuellem und familiärem Selbstwert, die Kommunikationsmodelle in der Familie und die gegenseitige Wertschätzung und Kongruenz waren dabei wichtige Faktoren. Die "Parts Party", die Familienrekonstruktion, die Arbeit mit Metaphern, Meditation, Tranceinduktion und vor allem die Familienskulpturen sind Techniken, die auch heute noch in der Familientherapie angewendet werden.

Neben den geschilderten Schulen der Familientherapie sind die Arbeiten des Mental Research Institutes in Palo Alto zu nennen. Hier arbeiteten neben dem Vordenker Gregory Bateson, Virginia Satir, Paul Watzlawick, J. Haley. Ihre Arbeiten wurden auch durch die therapeutischen Ideen von Milton H. Erickson mitgeprägt. Die Arbeiten des MRI hatten gerade in den ersten Jahren großen Einfluss auf das Mailänder Modell. Von vielen systemischen Therapeuten werden die späteren Entwicklungen der Mailänder Gruppe als die "Wiege der systemischen Therapie" bezeichnet. Aus ihrer Arbeit entwickelte sich das Hypothetisieren, die Idee der Zirkularität und die zirkulären Fragen, die Anfänge des Zwei-Kammer-Systems, die paradoxen

Verschreibungen, Familienrituale u.a.(Selvini Palazzoli u.a.1977,1982, 1992). Nach der Trennung des Teams entwickelten sich Boscolo und Ceccin in Richtung Konstruktivismus und "Kybernetik 2. Ordnung". (Boscolo u.a. 1988 u. 1994)

2.4 Neuere Entwicklungen

Die familientherapeutischen Modelle wurden in ihrer Grundlage einer neuen Befragung durch die sogenannte "Kybernetik 2. Ordnung" unterzogen. Die Familientherapie ging davon aus, daß die Familie im Sinne der Systemtheorie ein organisiertes Gebilde ist, welches durch die Therapie bzw. durch den Therapeuten beeinflußt und verändert werden kann. Durch die Kybernetik 2. Ordnung wurde diese Ideen kritisch hinterfragt, da sie nicht die Rolle desjenigen berücksichtigt, der die Familie als System beschreibt. Der Beobachter bzw. der Therapeut wurde nicht in die Überlegungen miteinbezogen. Durch die Kybernetik 2. Ordnung fing die systemische Therapie an, sich selber systemisch zu begreifen und das bedeutete vor allem, daß der Therapeut Teil des Therapiesystems ist und kein neutraler Beobachter. Tom Andersen versuchte mit der Entwicklung des "Reflecting Team" die Kybernetik 2. Ordnung ernst zu nehmen und in praktisches therapeutisches Handeln umzusetzen. Sein "Reflecting Team" veränderte die machtvolle Position der Therapeuten, wie sie im klassischen Mailänder Modell oder in den strukturellen Ansätzen üblich war. Das Reflecting Team sieht Therapie als eine Form von Kooperation zwischen Therapeutenteam und Familie. Je besser die Kooperation funktioniert um so eher können Lösungen für aktuelle Probleme entwickelt werden. Seine kleine Revolution gegenüber den Mailänder Ideen war, daß die Familie den Therapeutendialog hinter dem Einwegspiegel ebenso beobachten und mithören kann, wie vorher die Beobachter am therapeutischen Dialog des Therapiesystems teil hatten.

Der Konstruktivismus geht mit seinen Überlegungen in eine ähnliche Richtung und noch deutlicher der soziale Konstruktionismus. Beide Theorien betonten, daß die Realität nicht das ist, für was wir sie halten oder was sie zu sein scheint, sondern eine soziale Konstruktion der Akteure. In diesem Verständnis wird Therapie weniger als eine Möglichkeit gesehen Menschen oder Systeme bewußt und zielgerichtet in eine Richtung zu verändern, sondern vielmehr als ein Rahmen definiert in dem Veränderungen möglich werden.

Eine weitere Entwicklung in den letzten Jahren sind die narrativen Ansätze, die vor allem mit dem Namen M. White, H. Anderson u. H. Goolishian in Verbindung gebracht werden. Die lösungsorientierte Kurzzeittherapie von Steve de Shazer ist eine weitere Entwicklung. Seine Ideen beruhen vor allem darauf, den Fokus der Aufmerksamkeit von der "Problemfokussierung" auf die "Lösungsfokussierung" zu verändern. Eine zentrale Aussage ist: Reden über Probleme schafft Probleme und Reden über Lösungen kreiert Lösungen. Entsprechend viel wird in seinen Ansätzen über Lösungen gesprochen.
Die letzten Jahre familien- und systemtherapeutischer Diskussion sind weniger durch Erfinden neuer revolutionärer Ideen und Methoden gekennzeichnet als vielmehr durch die Evaluation familientherapeutischen Arbeitens und durch vielfältigste Methoden-Integration. Seit den 80 er Jahren verschwinden die Schulenunterschiede zusehends. Integrative Modelle, Haltungen, Technik und Interventionen sind üblich und zu einer bunten Landschaft geworden.

Die Weiterentwicklung läßt sich am ehesten mit A. von Schlippe und J. Schweitzer(1996) wie folgt unterteilen:
· Die Klassischen Modelle (Strukturelle Famth., Mehrgenerationen Modell, erlebnisorientierte Famth., Strategische Famth., u. die systemisch-kybernetische Famth.)
· Kybernetik 2. Ordnung (Systemisch-konstruktivistische Therapie, Reflecting Team)
· Narrative Ansätze (Therapie: konstruktive und hilfreiche Dialoge, Therapie als Dekonstruktion, Lösungsorientierte Kurz-Therapie)
Sie alle bilden gegenwärtig die Grundlagen der FT/FB. Heute ist die Zeit der großen neuen Entwürfe und Therapiekonzepte vorbei. Die Gründerpersönlichkeiten der familientherapeutischen systemischen Schulen haben ihren Platz gefunden und die Zeit der Konsolidierung ist angebrochen. Die FT/FB muß in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der therapeutischen Schulen einen eigenen Platz finden.
Dazu gehört sowohl, die eigene Effektivität als psychotherapeutische Richtung unter Beweis zu stellen als auch sich mit unterschiedlichsten Störungsbildern auseinanderzusetzen.

 

3. Familientherapeutische Techniken und Ideen

3.1 Die systemischen Fragen

Die besondere Fragetechnik ist ein Kennzeichen von Familientherapie: Fragetypen sind z.B. zirkuläre Fragen, Skalierungsfragen, Wunderfragen, Fragen nach Ausnahmen, zum Therapierahmen, zur Therapiemotivation zur Möglichkeitskonstruktion, hypothetische Fragen, Fragen nach Alternativen im Verhalten, nach Vergleichen, nach problematischen Verhaltensweisen und deren Ausnahmen, zum Raum und zum zeitlichen Kontext des Problems, lösungsorientierte Fragen.
Besonders die zirkulären Fragen, die im Mailänder Ansatz entwickelt wurden, sind zum Kennzeichen systemischer Therapie geworden. Einige beispielhafte Fragestellungen sollen den Praxisrahmen genauer beschreiben: Zirkuläre Frage sind z. B: " Was glauben sie, denkt, fühlt etc. ihre Tochter, wenn sie mit ihrem Mann streiten?" Oder: "Was tut ihr Mann, wenn ihr Sohn das tut, was sie depressiv nennen und wie wird ihr Sohn dann darauf reagieren" etc. Zirkuläre Fragen dienen wie alle systemischen Fragen dazu, Informationen für die Familie und den Therapeuten zu gewinnen. Sie wollen zeigen wie unterschiedlich bestimmte Lebens- und Erlebenssituationen in der Familie erfahren werden. Sie sollen Unterschiede schaffen, die einen Unterschied machen, um in der Familie gewohnte Sichtweisen und Verstehensweisen zu "verstören".

3.2 Die Landkarte

Ist ein Instrument zur Prozessdiagnostik und zur Hypothesenbildung. Sie kann eine Hilfe sein Hypothesen und Interventionsideen zu entwickeln. Die Landkarte bildet das Beziehungsgeflecht und die Grenzen zwischen den jeweiligen Subsystemen der Familie ab, wie sie der Therapeut zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht.

3.3 Das Genogramm

Mit seiner Hilfe lassen sich die komplexen und für Außenstehende verwirrenden Informationen über das Familien- und Herkunftsfamiliensystem übersichtlich und klar darstellen. Es bietet die Möglichkeit für die Familie bzw. das Klientensystem sich seiner Herkunftsgeschichten klarer zu werden und kann zur Identitätsfindung beitragen. Ferner lassen sich die Familiengeschichten/ und Traditionen, Regeln und Muster leichter nachvollziehen und damit die Lebensgeschichten besser verstehen. Auf diesem Hintergrund sind Veränderungen möglich, weil im Genogramm immer auch die Ressourcen der Herkunftsfamilie sichtbar und durch die Geschichten besprechbar werden.

3.4 Die wertschätzende Konnotation

Die wertschätzende Konnotation hat ihren Platz in den unterschiedlichsten Phasen eines Beratungs- /oder Therapieprozesses. Sie ist weniger eine therapeutische Technik als vielmehr eine systemisch therapeutische Haltung. Sie will den Ressourcen und Verhaltensweisen der Familie sowie dem Symptom wertschätzend begegnen.

3.5 Das Reframing

Die Umdeutung ist einer der zentralen systemischen Ideen überhaupt. Beim Reframing wird dem Geschehenen oder Erlebten ein anderer Sinn gegeben, indem es in einen anderen Kontext gestellt wird. Durch die Umdeutung wird ein Verhalten oder Symptom, in seiner positiven Bedeutung für die Klienten beschrieben und so eine neue Sichtweise eingeführt. Klassisch im FT/FB Kontexten ist die Umdeutung des Symptomträgers: er gilt als derjenige, der Probleme, der Schwierigkeiten macht etc. Ein Reframing zu Beginn einer Beratung ist, wenn der Symptomträger beschrieben wird als jemand der anzeigt, daß die Familie sich in einem Veränderungsprozess befindet. Er wird als eine Art Warnsignal, oder als Wahrheitsträger im Familiensystem verstanden.

Dem Reframing liegen einige systemische Prämissen zugrunde: "
· Jedes Verhalten macht Sinn, wenn man den Kontext kennt.
· Es gibt keine vom Kontext losgelösten Eigenschaften einer Person.
· Jedes Verhalten hat eine sinnvolle Bedeutung für die Kohärenz des Gesamtsystems
· Es gibt nur Fähigkeiten. Probleme ergeben sich manchmal daraus, daß Kontext und Fähigkeiten nicht optimal zueinander passen.
· Jeder scheinbare Nachteil in einem Teil des Systems zeigt sich an anderer Stelle als möglicher Vorteil. " (Schlippe/Schweitzer 1996 S.179).

3.6 Familienskulptur

Sie ist eine der erlebnisintensivsten Methoden der Familientherapie. Dabei wird versucht, die Situation in einer Familie durch eine Art "Denkmal" darzustellen. Beim Stellen einer Skulptur kann auf unterschiedliche Modalitäten geachtet werden:

  • durch den räumlichen Abstand wird dargestellt, wie nah bzw. wie distanziert sich die Familienmitglieder fühlen.
  • durch die Größe, jenseits der physiologischen Größe, kann dargestellt werden, wer sich in der Familie oben bzw. unten fühlt, wer wieviel Macht, viel oder wenig Einfluss hat.
  • durch Mimik, Gestik, Handbewegung, Kopfbewegung etc., kann differenzierter dargestellt werden, wie sich die einzelnen Familienmitglieder zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in der Familie fühlen.

Die Skulptur bietet eine Möglichkeit die Komplexität des Familiensystems, die Gefühle und Gedanken in einer Familie wie durch ein Brennglas komprimiert darzustellen.

3.7 Geschichten, Metaphern, Witze

Das Erzählen von Geschichten und Metaphern ermöglicht es von der direkten, oft vielleicht schwierigen ernsten Situation, sich ein wenig zu entfernen und wie aus der Distanz heraus eine Sichtweise für die eigene Situation und die Familiensituation zu gewinnen. Geschichten und Metaphern ermöglichen es den Klientenfamilien, eine neue Sichtweise einzunehmen oder einmal über ganz andere Lösungen nachzudenken.

3.8 Das Reflecting Team

Beim Reflecting Team gibt es 2 Subgruppen: zum einen das therapeutische System, bestehend aus der Familie und dem Therapeuten, daneben das beobachtende System, das Reflecting Team. Es besteht aus zwei bis vier Teammitglieder, die entweder hinter einer Einwegscheibe in einem anderen Raum sitzen, oder im gleichen Raum etwas distanziert vom Therapiesystem. In vorher festgelegten Abständen wird die Therapiesitzung unterbrochen, um dem Dialog des Teams zuzuhören. Dabei gilt, das der Dialog des Teams in einer wertschätzenden Art und Weise geführt wird.

3.9 Schlußintervention.

Die Abschlussintervention gehört zu einem der Erkennungsmerkmale der Familientherapie. In der Geschichte der Familientherapie stand die eigentliche "Verschreibung" wie z.B. die paradoxe Intervention im Vordergrund der Abschlussintervention. In den letzten Jahren rückte der "Kommentar" mehr in den Mittelpunkt. Die eigentliche Empfehlung in der Abschlußintervention wird als eine Idee für das praktische Tun vermittelt.

Der Kommentar dient besonders der positiven Wertschätzung der Familie. Er hat Anteile von Bestätigung und Anerkennung für das Klientensystem, wenn möglich mit einem Reframing. Er kann durch eine Geschichte oder Metaphern abgerundet werden. Die Intervention zielt weniger auf direkte Verhaltensänderung. Es können z.B. Beobachtungsaufgaben enthalten sein. Wichtig ist bei der Abschlußintervention und beim Abschlußkommentar, daß sie an das Therapiegeschehen ankoppeln. Dazu ist notwendig, daß nur das aufgegriffen wird, worüber in der Sitzung auch gesprochen wurde. Wenn möglich sollen Formulierungen und Ideen der Klienten aufgegriffen werden. Bekanntes und Neues wird miteinander verknüpft knapp und in der Sprache deutlich gehalten.

 

Autor

Reinert Hanswille
Kontakt: IFS Essen

 

Literatur

Boscolo L., Bertrando P., Systemische Einzeltherapie, Heidelberg1997

Cierpka M., (Hrsg.), Handbuch der Familiendiagnostik, Berlin 1996

Förster H., Glasersfeld E. u.a. , Einführung in den Konstruktivismus, München 1992

Glasersfeld E., Radikaler Konstruktivismus, Frankfurt 1997

Ludewig K., Systemische Therapie, Stuttgart 4 1997

Maturana H., Varela F., Der Baum der Erkenntnis, Bern 1987

Minuchin S., Lee W.Y., Simon G. : Supervision und familientherapeutisches Können, Freiburg 1998

Reiter L., Brunner E.J., Reiter-Theil S. (Hrsg), Von der Familientherapie zur systemischen Perspektive, Berlin 1988

Schlippe von A., Schweitzer J:, Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, Göttingen 1996

Schweitzer J., Retzer A. Fischer H.R. (Hrsg), Systemische Praxis und Postmoderne, Frankfurt 1992

Satir V., Banmen J., Gerber J., Gomori M., Das Satir Modell, Paderborn 1995

Simon F., Sierlin H., Die Sprache der Familientherapie, Stuttgart 1984

 

QUELLE

Reinert Hanswille: Familientherapie, in: F. Stimmer Hrsg.: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit, München, R. Oldenbourg Verlag 2000 S.230-235
 

www.systemische-beratung.de